Burning Season 2020
Die Burning Season 2020 in Chiang Mai wird wieder als eine besonders schlimme in Erinnerung bleiben. Allein in der ersten Aprilwoche wüteten in der Provinz Chiang Mai 18.913 Brandherde!
Per Handy-Apps wie AirVisual oder Plume konnten wir selber die immensen Feinstaubwerte in Chiang Mai und Umgebung mitverfolgen. Sie lagen um ein Vielfaches über dem Grenzwert der WHO von 25 für PM2.5. In Deutschland schlagen die Alarmglocken schon bei einem Wert von 36! Der höchste gemessenen Plume-AQI Wert (verschiedene Luftverschmutzungsfaktoren fließen dort ein) lag bei 211 = Extreme „The pollution has reached extreme levels. Immediate effects on health.“ – kurz vor der „Airpocalypse“. Eigentlich ist der Check dieser Apps überflüssig, ist der Doi Suthep nicht mehr zu sehen, ist die Luft extrem schlecht!
Brandstiftung
Grund für die immense Luftverschmutzung sind die unzähligen Feuer, die jedes Jahr im Norden Thailands (und auch den angrenzenden Staaten Laos und Myanmar) lodern! Die Satellitenbilder in diesen Monaten zeigen ein eindeutiges Bild. Die Lage Chiang Mais, umgeben von Bergketten, sorgt noch für eine Verschärfung der Situation. Die Brände sind kein neues Phänomen, nehmen aber in den letzten Jahren eine immer größeres Ausmaß an.
Zum einen brennen die Bauern „traditionell“ (und billig) ihre Felder nach der Ernte ab oder erhoffen sich durch Anzünden des Unterholzes im Wald eine bessere Pilzernte. Aber auch Brandrodungen zur Erweiterung der Anbauflächen sind gang und gäbe. Zuletzt hatte ich gelesen, dass viele Männer der Bergstämme sich nach der Ernte Arbeit in der Stadt suchen und nur Frauen, Kinder und Alte zurückbleiben. Die brennen dann einfach ab!
Waldbrände und Dürre
Die meisten Waldbrände, ein weiterer Faktor der hohen Luftverschmutzung, haben deshalb keinen natürlichen Ursprung, sondern sind „Man Made“.
Die extreme Trockenheit in diesem Jahr hat die Wälder noch anfälliger gemacht. Von Chiang Mai aus konnte man tagelang die lodernden Flammen des riesigen Waldbrandes im südlichen Teil des Doi Suthep Nationalparks beobachten. 4 Feuerwehrmänner kamen bei dem verzweifelten Kampf gegen die Flammen ums Leben.
Problematisch ist in diesem Nationalpark, dass es dort nach wie vor weiße Flecken – Dörfer der Bergstämme gibt. Diese betreiben mitten im Gebiet Landwirtschaft und die Gefahr ist groß, dass Brände übergreifen. Eine früher existierende „Feuerwehr Task-Force“ der Einheimischen, scheint nicht mehr zu funktionieren. Seit 30 Jahren mühsam aufgeforstete Flächen werden Raub der Flammen; selbst alte Bäume, die normalerweise resistenter gegen Feuer sind, kommen zu Schaden.
Doi Mon Jong in Schutt und Asche
Weiter südlich im Distrikt Chiang Mai wurde das beliebten Wandergebiet rund um den Doi Mon Jong Opfer der Flammen. 3,2 Hektar gingen in Rauch auf! Wie jetzt zu lesen war, war die Ursache ein außer Kontrolle geratenes Feuer von Dorfbewohnern auf Nahrungssuche.
Es soll dort atemberaubende Aussichtspunkte in üppiger Natur gegeben haben – jetzt alles in Schutt und Asche. Auch viele Wildtiere werden zu Schaden gekommen sein. Das Gebiet beheimatet eine große Artenvielfalt an Wildtieren, wie Elefanten und seltenen Antilopenarten wie Seraue und Gorale. Schade, dass wir erst durch die Brände von diesem Naturhighlight erfahren haben!
Als sich Ende April/ Anfang Mai die Situation beruhigt hatte, fuhren mit dem Auto durch einige der betroffenen Areale. Sicher war die Natur teilweise noch im „Trockenschlaf“, viele noch kahle Bäume und braungraue Felder und Wiesen bestimmten das Bild, aber das Ausmaß der verbrannten Natur war ein sehr trauriger Anblick!
Die Regenzeit ist im Anmarsch
Die ersten Gewitterregen Ende April haben die Brände weitgehend gelöscht, der Himmel ist blau, der Doi Suthep meistens zu sehen und die Luft um Chiang Mai hat teilweise Luftkurort-Werte! Alles im grünen Bereich – bis nächstes Jahr!
Aussicht
Die Hoffnung bleibt, dass die Behörden das Problem der traditionellen Brandlegungen in Zukunft besser in den Griff bekommen. Bisher wurden die Brandstifter kaum zur Verantwortung gezogen. Ein, wie ich meine, existenzielles Problem des von den Touristen stark abhängigen Chiang Mai, neben der jetzigen Covid-19 Krise!
0 Kommentare